Faszinierende Lebenswelt Garten Inge v. Krottnaurer

In Deutschland gibt es 13 Millionen Gärten, eine doppelt so große Fläche wie alle Naturschutzgebiete zusammen. Diese Flächen könnten Oasen für unsere in Bedrängnis geratenen Tierwelt sein.

Aber wie sehen die meisten  Gärten aus? Monoton ! Rasenflächen einfarbig grün, Ränder sauber abgestochen, kein Blättchen weit und breit, immergrüne Bodendecker, Ziergehölze. Das Ganze ist akkurat, perfekt gibt etwas her. Wirklich?

Der Mensch muß sich nicht aus der Natur zurückziehen um sie zu retten. Wir sollten in ihr leben und sie verstehen lernen. Die Natur regelt alles. Das Wichtigste dabei ist so viele Tiere wie möglich in den Garten zu locken.  

Anstelle Dichtzäunen aus Holz sollte man Wälle mit Hecken und Vogelschutzgehölzen bepflanzen. Das hält Blicke und auch den Wind fern. Ein Lebensraum für viele Vögel wie die Heckenbraunelle oder den Zaunkönig. Die Früchte der Sträucher ernähren die Vögel über den Winter. Eine uralte Art der Einfriedung ist der Flechtzaun. Zwischen Hölzern stapelt man Reisig und Heckenschnitt. Ein schönes Versteck für Vögel, Spitzmäuse, Igel, Schmetterlinge, Kröten und Asseln.


Jedes Tier und jede Pflanze gehören zu einem Ganzen. Der sich selbst überlassene Regelmechanismus der Natur sorgt dafür, daß für alle Nahrung da ist. Der Igel futtert Insekten, Kerbtiere, Schnecken und Kleinsäuger. Bauen wir ihm unter dem Holzstapel einen Hohlraum oder lassen ihm Platz in einem Laub-oder Komposthaufen für den Winterschlaf. Unter einem Totholzhaufen findet er einen schönen Tagesschlafplatz. Den Amseln schmecken kleine Nackt-und Zirkelschnecken. Sie brauchen für ihre Nester Büsche und Hecken. Aus Fichtenzweigen können Flechttaschen gebunden werden. Das erleichtert den Vögeln den Nestbau. An jedem Baum sollten Sie einen Nistkasten hängen. Einige sollten größere Einfluglöcher haben für die Spatzen. Pflanzen sie Stauden die durch betörende Düfte Nachtschwärmer anziehen und schauen sie den Fledermäusen beim Beuteflug zu. Hängen Sie Tontöpfe gefüllt mit Stroh in die Bäume. Die Ohrwürmer, die darin wohnen, werden sich der Blattläuse annehmen. Lassen sie am Rande des Grundstücks in einer Ecke Brennesseln stehen. Die bunten und behaarten Raupen die dort ihre Nahrung finden entpuppen sich zu herrlichen Schmetterlingen. Die wiederum mögen schrecklich gerne auf den Blüten der Disteln sitzen. Der Distelfink mag lieber die Samen.  Ärgern sie sich nicht über den Kot der Schwalben. Bringen sie unter den Nestern Kotbretter an. Die Vögel fangen die lästigen Fliegen, so auch die Spinnen mit ihren Netzen.

Pflanzen sie keine exotischen Gewächse in den Garten. An einer Forsythie werden sie keine einzige Biene finden. In einer Eiche leben 300 verschiedene Insekten, in einer Platane nur eine einzige Art.

Achten sie auch, daß  Garten und Haus nicht zu einer Gefahr für die Tiere werden. Alle Tiere brauchen Wasser, besonders in heißen Sommern. Es genügt eine einfache Schale, die täglich mit frischem Wasser gefüllt wird.

Chemie tötet nicht nur die Schädlinge sondern auch die Nützlinge.

Gartenteiche angelegt mit steilen Rändern werden nicht nur Igeln zur Todesfalle. Ein schräges Brett mit Querleisten versehen hineingelegt hilft beim Ausstieg. Legen sie zum Teich ein Sumpfbeet an. Das Einsinken in den Morast einer Sumpfzone ist unangenehm und abschreckend nicht nur für Tiere sondern auch für Kinder.

Viele Vögel ertrinken in nicht abgedeckten Wasserfässern. Ein kleines Brettchen aufgelegt auf die Wasserfläche ist hilfreich. Lichtschächte und Kellertreppen sind Tierfallen für Kröten, Mäuse und junge Igel. Damit die Tiere nach oben klettern können sollte ein rauhes Brett aufgelegt werden.

Durch den Anflug  an Glasscheiben verlieren unzählige Vögel ihr Leben. Bunte glänzende Silhouetten sind wirkungsvoller als schwarze Vogelbilder oder lassen sie die Kinder mit Fingerfarbe auf den Scheiben malen. Igel werden leicht im hohen Gras durch Rasenmäher verletzt oder durch Mistgabeln im Kompost. Arbeiten sie vorsichtig und umsichtig, daß die Tiere eine Chance zum Weglaufen haben. Wenn Zäune gesetzt werden sollten sie durchlässig für Igel, Kröten und Co. sein. Giftköder und Beerennetze sollten nicht benutzt werden. Jedes Jahr zu Ostern verbrennen in über den Winter aufgestapelten Reisighaufen viele Igel und unzählige Kleintiere. Wenn sie ein Feuer wünschen stapeln sie das Material erst kurz vor dem Verbrennen auf.

Machen sie ihren Garten zu einem persönlichem Naturschutzgebiet. Tierfreundliche Gärten haben ihre eigene Ästhetik, sind lebendiger, verursachen weniger lästige Arbeit und geringere Kosten. Genießen sie den Einklang mit der Natur wie es schwebt, schwirrt, summt, brummt, quakt und zwitschert in allen Winkeln. Und sollte ihr Nachbarn sagen: ihr Garten sieht aber unordentlich aus, so nehmen sie es als Kompliment. Erzählen sie ihnen von ihren Gartenerlebnissen von schlüpfenden Libellen, den Schmetterlingen über der Blumenwiese, dem Froschkönig oder dem schnarchenden Igel. Er läßt sich bestimmt überzeugen und ein weiteres Paradies für unsere gefährdete Tierwelt entsteht.